Rechtsanspruch auf Ausbildung überfällig?

Das Internet ist zum bestimmenden Medium geworden. Nutzen es Erwachsene vor allem, um einen Girokonto-Vergleich durchzuführen oder zu kommunizieren, ist es bei der jüngeren Generation eher zum Spielen und Pflegen sozialer Kontakte beliebt. Doch auch die Informationsbeschaffung erfolgt damit, und so kommt es nicht selten vor, dass sich ein Jugendlicher nach erfolgreichem Abschluss der mittleren Reife im Internet nach einem geeigneten Ausbildungsplatz umsieht. Hat man seine Traumausbildung gefunden, geht es daran, Unternehmen und Berufsschulen zu finden, bei welchen man sie realisieren wird. Dabei ist es allzu häufig der Fall, dass die Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz abgelehnt wird oder nicht ausreichend freie Stellen vorhanden sind. Daher werden die Stimmen immer lauter, welche die Ansicht vertreten, ein Rechtsanspruch auf eine Ausbildung sei längst überfällig.

Statistiken belegten schon vor mehr als 30 Jahren, dass ein Verhältnis von 12,5 % mehr Plätzen als Bewerbern ideal wäre. Davon ist man in der Bundesrepublik aber so weit entfernt wie noch nie. Zwar nimmt die Zahl der Geburten ab, es gibt jedoch gegenwärtig immer mehr Anwärter auf einen Ausbildungsplatz, weil u. a. immer weniger Schüler das Abitur anstreben. Die Zahl der eingewanderten Ausländer, die ein Anrecht auf eine Ausbildung haben, wirkt sich ebenfalls auf die Statistiken aus, sodass derzeit mit mindestens 200.000 fehlenden Ausbildungsplätzen zu rechnen ist. Dies bedeutet, dass rund 1,5 Millionen junge Bundesbürger unter 25 Jahren ohne Ausbildungsplatz sind, obwohl sie theoretisch vermittelbar wären und sich engagieren.

Im Jahre 2008 fanden die Diskussionen über einen Rechtsanspruch bzw. ein Grundrecht auf eine Ausbildung ihren Höhepunkt. Der DGB tat sich mit Landesschülervertretungen sowie mit Gewerkschaften aus dem Bildungsbereich zusammen und reichte eine Petition beim Bundestag ein, die auf ein solches Recht abzielte. Mehr als 72.000 Unterschriften kamen zusammen und die Petitionsüberreichung sowie die vorangegangene Unterschriftenaktion wurden von zahlreichen Kundgebungen, Demonstrationen und Aktionen in den Medien begleitet. Vor allem im Internet wurde heiß diskutiert und plädiert und es entstanden spezielle Foren und Portale. Bis heute liegt die Petition dem Bundestag vor und wurde weder abgelehnt noch stattgegeben. Noch wurde der Kampf aber nicht aufgegeben, da eine Ausbildung eine lohnenswerte Investition, genauso wie ein Girokonto-Vergleich, nicht nur für die betroffenen Jugendlichen, sondern auch für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft bedeutet.

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